CDU-Kreisverband Herford

Tag der Deutschen Einheit mit Gespräch zur Deutschen Einheit

Lutz Rathenow berichtet über sein Leben in der DDR – Diskussion mit Studentin aus Thüringen

Herford „Es geht darum, so viel Schaden wie möglich anzurichten,“ begründete Lutz Rathenow 1980 seinen Entschluss, nicht nach Westdeutschland überzusiedeln, sondern in der DDR zu bleiben. So schmuggelten weiterhin in Ostdeutschland akkreditierte Journalisten die Schriften des 1952 in Jena geborenen Autoren und Lyrikers in den Westen, wo sie zum Ärger der Stasi veröffentlicht wurden und die Absurdität der Macht in der DDR schilderten.

Am Donnerstag aber war Lutz Rathenow in Herford, um auf Einladung des CDU-Kreisverbandes anlässlich des Tags der deutschen Einheit über sein Leben zu sprechen. Für die Diskussion stellte der CDU-Kreisvorsitzende Joachim Ebmeyer dem 72-Jährigen die Studentin Helena Hess (20) aus dem thüringischem Eichsfeld zur Seite.

Die Opposition gegenüber dem DDR-Regime war dem Referenten in die Wiege gelegt. Bereits seine Mutter beteiligte sich beim Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 und warf Akten aus den Fenstern des Gewerkschaftshauses in Jena. „Meine eigene Unzufriedenheit wuchs in Schüben und mit Krisen wie beispielsweise dem Mauerbau,“ erinnerte er sich. Auch seine Erlebnisse als Soldat in der Grenztruppe verstärkten seinen politischen Unwillen gegenüber dem Regime. Für Kunst und Literatur entschied er sich, weil „in der DDR Journalismus langweilig war“. An der Universität Jena gründete er einen Arbeitskreis Literatur und Lyrik, den die Stasi 1975 verbot. Er selber musste die Universität ohne Abschluss verlassen. 1980 kam Rathenau nach der Veröffentlichung seines Buchs „Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet“ in Westdeutschland in Haft. Doch dank zahlreicher prominenter Fürsprecher kam er bereits nach wenigen Tagen wieder frei. Überhaupt sorgten seine Kontakte zu westdeutschen Journalisten und Künstlern dafür, dass die Stasi ihn mit großem Aufwand beobachtete, aber nicht festnahm. Die aktuelle Debatte um West- und Ostdeutschland beobachtet Lutz Rathenow mit „viel Zuversicht“. Die Wahlerfolge der AfD entmutigen ihn nicht. Auch warb er dafür, die unterschiedlichen Auffassungen in Ost und West als Chance zu begreifen, die Diskussion zu bereichern.

Die DDR hat Helena Heß nicht mehr kennengelernt. Die 20-Jährige kannte sie nur aus den Schilderungen ihrer Großmutter und ihrer Urgroßmutter. Als Studentin in Dortmund erlebte sie dann, wie herablassend manche westdeutschen Kommilitonen auf ihre ostdeutsche Herkunft reagierten. Auch auf die kürzlichen Wahlerfolge der AfD kam Helena Heß zu sprechen. „Die AfD ist in den Dörfern präsent, andere Parteien aber nicht“, konnte sie selber erfahren.

So würde bei den Menschen der Eindruck entstehen, dass sich alleine die Politiker der AfD um sie kümmern würden. Viele junge Menschen aber würden Tiktok und den dort gezeigten von der AfD geposteten Videos glauben, der Presse aber nicht.