CDU-Kreisverband Herford

CDU Herford: Nach der Wahl ist vor der Wahl

\"Zuhause in Herford\": CDU-Bürgermeisterkandidat Klaus Oehler bringt sich in Stellung

Herford. Applaus, Applaus. Jeder, der ein Amt übernimmt, wird mit aufmunterndem Beifall bedacht. Gegenkandidaten gibt es nicht, entsprechend hoch fallen die Stimmergebnisse aus. Vier Tage vor der Bundestagswahl demonstriert der Herforder Stadtverband der CDU am Mittwochabend Geschlossenheit und Siegeswillen.
Die Stadtverbandsvorsitzende Bärbel Müller muss sich den 77 anwesenden Mitgliedern nicht vorstellen. Seit 2005 ist sie im Amt, die erneute zweijährige Verlängerung ist reine Formsache, niemand macht ihr den Posten streitig.

Führungsspitze der CDU: Bürgermeisterkandidat Klaus Oehler (l.), die Stadtverbandsvorsitzende Bärbel Müller (m.), flankiert von ihren beiden Stellvertretern Sebastian Kunst und Marion Maw sowie Bundestagskandidat Dr. Tim Ostermann. Fotos: Kiel-SteinkampFührungsspitze der CDU: Bürgermeisterkandidat Klaus Oehler (l.), die Stadtverbandsvorsitzende Bärbel Müller (m.), flankiert von ihren beiden Stellvertretern Sebastian Kunst und Marion Maw sowie Bundestagskandidat Dr. Tim Ostermann. Fotos: Kiel-Steinkamp

Für Unmut und Ärger hat in den vergangenen Tagen einzig Dirk Fenner gesorgt, der mit Gebrüll gegen die Stadtverbandsvorsitzende, den Fraktionschef und die Bundeskanzlerin die Partei verlassen hat.

Die Stadtverbandsvorsitzende äußert sich mit keinem Wort dazu; ebenso ist der Anti-Obi-Vorstoß des stellvertretenden Fraktionschefs und Bauausschuss-Vorsitzenden Werner Seeger kein Thema.

Soll das künftig anders werden? Bärbel Müller hält es immerhin für selbstverständlich, dass es "in einer großen Volkspartei unterschiedliche Meinungen gibt". "Vielleicht sollten wir künftig Pro&Contra-Diskussionen zu Themen anbieten", schlägt die Stadtverbandsvorsitzende vor. Wer sie kennt, kann einen ironischen Unterton nicht überhören.

Mit kräftigem Applaus wird Bundestagskandidat Dr. Tim Ostermann begrüßt, dessen Wahlkampfmarathon an diesem Tag um 5.45 Uhr begonnen hat und mit der Mitgliederversammlung im Schützenhof endet.

Er beschwört seine Parteifreunde, jeden zu mobilisieren, am Sonntag zur Wahl zu gehen. "Die Wahl ist noch nicht gelaufen, wir müssen noch einiges tun, damit wir gewinnen und zum ersten Mal nach Heinz Landré 1983 wieder ein Direktkandidat der CDU aus unserem Wahlkreis in den Bundestag einziehen kann."

Die Niederlage der letzten Bundestagswahl, bei der dem Kandidaten Wolfgang Rußkamp 0,8 Prozent Stimmen zum Sieg fehlten, wirkt als Trauma und Ansporn zugleich. Nach der Wahl ist vor der Wahl.

Das gilt insbesondere für Klaus Oehler. Er darf sich nicht Bürgermeisterkandidat nennen, solange er nicht nominiert ist und der amtierende Bürgermeister seine Amtsniederlegung noch nicht offiziell bei der Bezirksregierung eingereicht hat.

Also nennt sich Klaus Oehler "Aspirant für eine Bürgermeisterkandidatur" und "freut sich riesig", sich den CDU-Mitgliedern vorstellen zu dürfen, auch wenn er "die meisten seit vielen Jahren" kennt. Qua Familie sei er "fast in die CDU hineingeboren" worden.

Der 44-Jährige erinnert sich an Wahlkämpfe seines Vaters, der wie er Bürgermeister hatte werden wollen. Er berichtet von seiner rebellischen Durchsetzungskraft, nicht - wie alle Oehlers vor ihm - auf das Ravensberger Gymnasium zu gehen, sondern zum "Friedrichs". Und dass die Gottesdienstarbeit als Jugendlicher für ihn so prägend war, dass er kurz vor dem Abitur überlegt habe, Pastor statt Anwalt zu werden.

Als Anwalt kehrte er nach dem Jurastudium in Würzburg und Freiburg in seine Heimatstadt Herford zurück, wo er sich beim Kneipp-Verein, im Kunstverein, bei den Bismarckturmfreunden und - nach anfänglicher Skepsis - sogar im Marta-Freundeskreis engagiert. "Ich fühle mich hier einfach sauwohl!".

Applaus, das kommt an. Und es soll noch besser werden. Ja, "vieles kann und muss hier besser werden", sagt der designierte Bürgermeisterkandidat mit Blick auf seine Heimatstadt.

Er will eine "lebendige und aufgeschlossene Stadt", die attraktives modernes Wohnen für junge Familien bietet und auf "soliden finanziellen Füßen" steht, ohne weiter Steuern und Abgaben zu erhöhen. Bildungsangebote und die Stadtentwicklung - auch im Hinblick auf die Umnutzung der Kasernen - "dürfen wir nicht aus dem Blick lassen", kündigt Klaus Oehler an.

Das Wichtigste kommt zum Schluss: "Vor allem brauchen wir begeisterte Menschen. Menschen, die hier zu Hause sind und die Stadt mit nach vorne bringen wollen!"

Und damit das keiner mehr vergisst bis zur Kommunalwahl im kommenden Mai, drückt seine "bezaubernde Gattin Katja", wie er sie nennt, jedem beim Hinausgehen einen Aufkleber in die Hand. Er zeigt das Profil ihres Mannes und trägt die Aufschrift: "Zuhause in Herford". Ein Wahlslogan ist geboren.