Im Herforder Rathaus ist vor 70 Jahren Geschichte geschrieben worden. Um für die britische Besatzungszone einen gemeinsamen Parteiausschuss zu gründen, waren 26 CDU-Delegierte angereist. Unter den Teilnehmern befand sich auch der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer. Zu dem Zeitpunkt hatte er in der Partei keine offizielle Funktion – bis Ende 1945 hatten ihm die Briten jegliche politische Betätigung untersagt.
Verschiedene Gründe hatten für Herford als Sitzungsort gesprochen. So hatte Oberbürgermeister Dr. Friedrich Holzapfel einen guten Draht zu den Briten, gleichzeitig genoss er großes Ansehen in der neu gegründeten CDU, die in Landesverbänden organisiert war. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Herforder Rathaus unzerstört war und daher einen würdigen Versammlungsrahmen bot. Obwohl Konrad Adenauer für kein Amt vorgesehen war, trat er bei der Tagung am 22. und 23. Januar 1946 sehr selbstbewusst auf. Sofort riss er die Leitung an sich, indem er auf sein Alter verwies. Bis heute ist der Stuhl im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses erhalten, auf dem der »Alterspräsident« zur Überraschung der anderen Delegierten Platz nahm.
Nachdem es Adenauer bei dem Treffen zudem gelungen war, den Hauptrivalen Andreas Hermes auszuschalten, wurde er einstimmig zum Vorsitzenden des CDU-Zonenausschusses gewählt. Für den Herforder Historiker Dr. Rainer Pape stellt die Tagung einen Meilenstein in der Geschichte der CDU dar: »Sie wurde für Konrad Adenauer zum Ausgangspunkt einer neuen politischen Karriere, die für die Bundesrepublik und die westliche Welt von größter Bedeutung werden sollte.«