CDU Herford: Der CDU-Bürgermeisterkandidat
Zunächst einmal kann man der CDU zu diesem Überraschungscoup nur gratulieren. Lange war ja spekuliert worden, wer Bürgermeisterkandidat der Christdemokraten werden würde, nachdem die Partei bei der Kommunalwahl 2009 mit dem Sozialdezernenten des Kreises Herford, Paul Bischof, kein glückliches Händchen hatte.
Mit Klaus Oehler haben sie einen Kandidaten gefunden, der Qualitäten und Eigenschaften mitbringt, die die Herforder mögen und schätzen und ihn zu einem aussichtsreichen Kandidaten und starken Gegenpart für den SPD-Bewerber machen.
Politisch ist die Familie seit jeher mit der CDU verbunden. Klaus' Vater Wolfgang Oehler, ebenfalls Rechtsanwalt und Notar, war über ein Vierteljahrhundert Mitglied des Stadtrates. Er führte neben der Fraktion auch den Stadtverband der CDU und war enger Weggefährte des langjährigen Bürgermeisters Dr. Kurt Schober.
Und sogar eine Bürgermeisterkandidatur hat es in der Familie Oehler schon gegeben: 1989 unterlag Wolfgang Oehler gegen den SPD-Kandidaten Dr. Gerhard Klippstein.
Die politische Laufbahn von Klaus Oehler ist bislang nicht so lückenlos verlaufen: Mit 30 Jahren trat er 1999 in die CDU ein, schaffte noch im gleichen Jahr bei der Kommunalwahl den Sprung in den Rat und wurde im April 2003 in den Fraktionsvorstand gewählt.
Doch dann der Rückzug: Im Oktober 2003 kündigte der damals erst 34-Jährige gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Arno Schrader (35) an, bei der Kommunalwahl 2004 nicht mehr anzutreten – aus "privaten und beruflichen Gründen", wie CDU-Stadtverbandsvorsitzender Kurt Huber damals offiziell bedauerte.
Dass aber gleich vier der fünf jüngsten Ratsmitglieder die Segel strichen, nährte die Vermutung, dass unüberbrückbare Differenzen mit der führungsstarken Fraktionsvorsitzenden Ute Blanke zur Trennung geführt haben.
Ein dauernder Streitpunkt dürfte die Positionierung zum geplanten "Haus des Möbels" (heute Marta) gewesen sein: Während die Fraktionschefin hoffte, dass mit dem Projekt "Kräfte freigesetzt werden für etwas, das die ganze Stadt bewegen kann" und damit CDU-Bürgermeister Thomas Gabriel voll unterstützte, verweigerte Klaus Oehler dem Projekt in einer historischen Ratssitzung am 7. April 2000 als einziges Ratsmitglied seine Zustimmung.
Wie die Neue Westfälische damals schrieb, kritisierte Oehler, dass sich die Wirtschaft und der Kreis Herford zu wenig an dem Projekt beteiligten.
Statt in der Politik engagiert sich Klaus Oehler seitdem ehrenamtlich als Vorsitzender des Kneipp-Vereins und stellvertretender Vorsitzender des Herforder Kunstvereins. Beruflich qualifizierte er sich weiter. Seit 2002 ist er Fachanwalt für Familienrecht, seit 2006 Fachanwalt für Verkehrsrecht; außerdem ist er als Anwalt für den ADAC und den Mieterverein Herford tätig.
Nun also zurück in die Politik und gleich ins höchste Amt. Seine frühe Marta-Skepsis, seine Verwurzelung mit Herford und seine zurückhaltende, besonnene Art wird ihm sicherlich Punkte einbringen in der Sympathie der Herforder.
Doch sein Herausforderer Tim Kähler bringt genauso viele Qualitäten mit: Er ist genauso jung, er lebt ebenfalls mit seiner Familie in Herford und er bringt auch noch jede Menge Verwaltungserfahrung mit.
Zwei starke Kandidaten ringen also um Herford. Das kann für die Stadt nur gut sein.