Hoher Besuch im Ravensberger Stift: Staatssekretär Karl-Josef Laumann hat gestern bei seiner Tour durch den Kreis Herford auch in Bünde Station gemacht. Der CDU-Stadtverband hatte den Patientenbeauftragten eingeladen, um die Pflege- und Gesundheitssituation vor Ort vorzustellen.
Foto: Christina Ritzau; Karl Josef Laumann informiert sich im Ravensberger Stift »Wir haben in Bünde eine sehr vorzeigbare Gesundheitsversorgung«, meinte der Stadtverbandsvorsitzende Dr. Heinz-Georg Beneke. Beispiele seien das Ärztenetz MuM (Medizin und mehr), die modernen Seniorenanlagen und das neu entwickelte – aber noch nicht etablierte – Modell der virtuellen Pflege. Bei diesem System läuft die Kommunikation mit dem Arzt über Videotelefonie. Ersetzten soll das die persönliche Untersuchung nicht. Aber viele kleine Anliegen könnten dadurch ohne großen logistischen und zeitlichen Aufwand geklärt werden, der sonst durch den Transport zur Praxis entstehe. »Ein interessanter Ansatz«, lobte Laumann. Trotz aller Modernität – ein Problem betrifft Bünde wie alle ländlichen Bereiche: der drohende Hausärztemangel. Zwar ist die Versorgungslage in der Region derzeit noch gut. »Aber 40 Prozent der Hausärzte sind 60 Jahre und älter«, berichtete Dr. Albrecht Lang vom MuM-Vorstand. »Wir laufen sehenden Auges in die Unterversorgung«, kritisierte Laumann die Politik. Sein Lösungsvorschlag: »Wir müssen mehr Ärzte ausbilden. «, betonte er. Ein hoher Numerus Clausus und lange Wartezeiten als Hürde zum Medizinstudium führten aber dazu, »dass die, die sich vorstellen können, Landarzt zu sein, meist gar nicht drankommen«. Auch über die Freiberuflichkeit bei Ärzten (Laumann begrüßt sie als Element des Mittelstandes) und die Vergabe von Medikamenten in Seniorenheimen diskutierte Laumann mit den Anwesenden aus Politik und Medizin, ebenso über die Bürokratie der Pflege und die Belastung der Pfleger. Letzteres lag vor allem Bärbel Mittmann, Geschäftsführerin vom Ravensberger Stift, am Herzen. Der Pflegeschlüssel, also das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Pflegekräften und Senioren, müsse an die aktuellen Anforderungen angepasst werden.